Lange nicht mehr so wahnsinnige 50 Minuten Musik erlebt. Aber das Wörterbuch warnt ja schon vor: trompe lil bedeutet so viel wie Irreführung, Sinnestäuschung. Das beschreibt es schon ganz gut: Auf dem zweiten Album der fünf Männer aus Montreal, die in ihrer Heimat schon alle möglichen Preise abgeräumt haben und als drittes Großereignis neben Arcade Fire und Broken Social Scene gefeiert werden, ist nichts, wie es zunächst scheint. Was als Akustikballade beginnt, kann bei Malajube kurzerhand in den krachigsten Überschwang ausarten. Chansonhaftes meets Indierock, 80s-Rock-Gitarrensoli und Schifferklavier. Arcade-Fire-Drama, Flaming-Lips-Euphorie und Punkrock reichen einander die Hand und streicheln einander die freigeistigen Hirne. Auf “Trompe-lil” funktionieren sogar Gewagtheiten wie Indierock mit Charleston-Rhythmus – genauso gut wie der fast durchgehend zweistimmige Gesang, der sich nicht harmonisch ergänzt, sondern hitzig gegeneinander arbeitet. Es gibt Verspieltes mit verrückten Hippiechor-Gesängen, flirrende Soundhorizonte, Gebimmel und Gerassel – und doch bleiben die kurzen, griffigen Songs letztlich immer dem No-Nonsense-Prinzip verpflichtet. Klingt anstrengend, ist aber einfach beglückend. Freigeistige Rockmusik, die Ohren bluten lassen kann.
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Labyrinthes
VÖ: 27.02.2009